Die Stradivari vom Dachboden
von Tanja Hidde & Andrea Dürr
So beflügelt der Fund von vermeintlich wertvollen Instrumenten immer wieder die Hoffnung der glücklichen Finder: Meist auf Dachböden entdeckt und mit einem Stradivarizettel im Inneren versehen, ist die Herkunft in den meisten Fällen jedoch weit unspektakulärer. In den Instrumentenmanufakturen in Böhmen und Sachsen wurden zur Jahrhundertwende beispielsweise gerne die Zettel des berühmten italienischen Geigenbauers in die Instrumente eingeklebt; nicht zuletzt, um auf das kopierte Modell hinzuweisen oder sich mit dem prominenten Namen zu schmücken. Zigtausende solcher Instrumente sind im Umlauf.
Der Klang eines Instrumentes – wenngleich er eine wichtige Rolle spielt – ist immer eine subjektive Größe, den Handelswert einer Geige bestimmen daher meist deren Zustand und Erbauer. Ob sich die häufig notwendigen Reparaturen lohnen, hängt auch davon ab, was mit dem Dachbodenfund im Weiteren passieren soll: Gibt es einen interessierten Spieler im Umfeld des Finders oder soll das Instrument für nachfolgende Generationen erhalten werden, dann kann sich eine Investition durchaus lohnen. Uropas geliebte Geige etwa, die zwei Weltkriege überlebt und sogar noch eine Originalrechnung vorzuweisen hat – ein Stück spannender persönlicher Geschichte.
Letztendlich hilft der Expertenblick, den Wert, Zustand oder die mögliche Verkaufbarkeit einer Geige, einer Bratsche oder eines Cellos zu ermitteln. Sollte also der Traum von der Entdeckung einer bisher unbekannten Stradivari nicht in Erfüllung gehen: Es gibt viele andere Instrumente, deren Erhaltung sich ebenso lohnt.